Amblyopie

 

Hat Ihr Kind auf einem Auge eine deutlich schlechtere Sehleistung als auf dem anderen, evtl. verbunden mit einer sichtbaren Schielstellung? Wurde in der Vergangenheit längere Zeit das

bessere  Auge im Rahmen einer augenärztlichen Behandlung abgeklebt?

 

Die Sehschwäche eines ansonsten organisch gesunden Auges nennt man Amblyopie.

Ursächlich ist hierbei meistens ein (manchmal nur leicht) schielendes Auge oder eine nicht erkannte unterschiedliche Fehlsichtigkeit beider Augen. Hierdurch wird die binokulare Fusion der beiden Netzhautbilder zu einem räumlichen Bild im Gehirn verhindert, Ihr Kind sieht stattdessen Doppelbilder. Das kindliche Gehirn reagiert darauf, indem es den Seheindruck des störenden

Auges unterdrückt („abschaltet“), wodurch dieses amblyop wird.

 

Standardmäßig wird eine Amblyopie durch die Okklusionstherapie behandelt. Hierbei wird das bessere Auge zeitweise abgedeckt, um die Sehleistung des schwächeren aufzutrainieren. Alternativ können auch Augentropfen in das gesunde Auge verabreicht werden, um dessen Akkomodationsfähigkeit vorübergehend auszuschalten und somit die Sehschärfe zu vernebeln.

Der große Nachteil dieser Methoden liegt darin, dass Ihr Kind das beidäugige Sehen nicht erlernt. Selbst wenn die Sehleistung des schwächeren Auges sich gebessert hat, ist das kindliche Gehirn überfordert, sobald nach Entfernen der Abdeckung das gute Auge wieder zugeschaltet wird:

Die Fusion zu einem räumlichen Bild gelingt nicht, Ihr Kind sieht wieder Doppelbilder und das schlechte Auge wird gleich wieder „abgeschaltet“.

 

Hier lassen sich durch ein speziell kindgerecht motiviertes Training deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Der Grundansatz hierbei ist, das schwächere Auge immer nur relativ kurzeitig durch Abdecken des anderen Auges zu aktivieren, um dann unmittelbar in ein beidäugiges Sehtraining überzuleiten (z.B. durch spielerische Auge-Hand Koordinationsübungen während der Mahlzeiten etc.). Wichtig ist hierbei natürlich auch die aktive Mithilfe der Eltern!

 

In den USA sind diese Erkenntnisse bereits deutlich weiter verbreitet:

‣ Das Amblyopie Projekt, Eine VisionHelp Initiative (engl.)

(Wenn Sie Schwierigkeiten mit englischen Webseiten haben, lassen Sie sich diese Seite doch einfach von Google Translate übersetzen).

 

Über die Erfolge dieser Trainingsmethoden habe ich im April 2013 auf dem Jahreskongress der WVAO und im Sept. 2016 auf dem Kongress des Bundesverbands Osteopathie e.V. (BVO) in 
Bad Alexandersbad vorgetragen

Vortrag als pdf zum download (10 MB)

 

Gelegentlich gelingt es auch, beidäugiges Sehen bei (vermeintlich) amblyopen Kindern durch eine sorgfältig ausgemessene Korrektionsbrille wiederherzustellen.

 

Wenn Sie Fragen haben, sprechen Sie mich an. Am besten per email, ich rufe Sie zurück und berate Sie gerne und unverbindlich.

 

Übrigens:

Eine Schieloperation dient nur als kosmetische Korrektur, bringt aber kein beidäugiges Sehen zurück. Ein nachfolgendes Training hat dann oftmals nur noch eingeschränkte Erfolgsaussichten. Es ist auch nicht auszuschließen, dass nach einiger Zeit erneut ein Schielwinkel auftritt.